Kühles Köpfchen

Jennifer Olivia Kindereit

001. Innerer Frieden

Komm schon innerer Frieden, ich hab' nicht den ganzen Tag Zeit!

19.01.2021 6 min Jennifer Olivia Kindereit

Zusammenfassung & Show Notes

Frieden kommt von 'fridu' und bedeutet so viel wie Freundschaft. In dieser Folge beschäftigen wir uns damit, wie wir unserem inneren Frieden ein Stückchen näher rücken und was wir dafür tun können. Viel Spaß beim Hören!


Zum Nachlesen Englisch:

Come on Inner Peace, I don't have all day!

The German word for peace "Frieden" comes from the Old High German word 'fridu', which means friendship. It is generally defined as a healing state characterized by peacefulness and tranquility, or the absence of disturbance - or, more broadly, conflict - and, of course, the absence of war. There is civil peace, domestic peace, industrial peace and inner peace. For the former, there is a clear legal definition. But what is domestic peace? I like to think of the idea of friendship. That is, living in a state of friendship with oneself. We prefer to avoid quarreling with a friend, we try to solve major conflicts quickly, and fighting is furthest from friendship. So do we have to learn to deal with ourselves peacefully in order to find peace? Whenever we get into stress situations, it is triggered by pressure. Most of the time, we believe that we cannot influence the situation. Usually it is time pressure, deadline pressure, the pressure to perform or social pressure and other external demands that we try to satisfy. Our goal is to cause as few conflicts as possible with the people placing these demands on us. Let's call this "external peace".

In order to maintain external peace, we scold ourselves quite a bit. We are embarrassed or even really angry with ourselves if we feel we are too fat. Have you ever been mad at a friend for having a belly? We internally scold ourselves in the strictest military tone when we finish our tasks at the last minute, or when we think we haven't done something well enough. We feel this pressure so acutely that we can almost see a sword of Damocles hovering over us. But would you hold a blade over your friend's head as a warning because he made it to the meeting five minutes later than planned and wasn't wearing his favorite pants because he couldn't get the button closed? If we take a closer look at such situations, it would seem that we are not necessarily very good friends to ourselves. And sometimes we don't even like ourselves, because we don't meet our own standards. And who would want to be friends with someone like that? In the end, we try so hard to please people on the outside and be good friends to them that we give up being at peace with ourselves in the process.

We would therefore be wise to practice the virtue of peacefulness a little more consistently and include ourselves in our circle of friends. We can engage in peace-making dialogs and politely inquire of ourselves as to whether we might be able to sign a peace agreement. And once we get to know ourselves better and maybe even like one another, a real friendship might just develop out of it. For me, that would probably sound like this: "Hello, Jennifer! I wanted to apologize to you in all politeness for always being so unfriendly to you. I don't know exactly why I've sometimes called you stupid or fat. I have no right to demand that you always be exactly the way I or others want you to be at that moment. Actually, I thought of myself as a very polite and friendly person who accepts others as they are. Maybe we could meet sometime to have a nice chat? I think we'd have some real fun together! And while we're sitting together, we would certainly notice that we have a lot in common! After all, we like the same music, enjoy the same sports, and even have the same basic views of the world." 
 
Perhaps we should clearly define internal and external boundaries and delineate our property. In any case, I consider it a worthy attempt to establish another friendship on our way to Inner Peace.

                                                                                                                    Übersetzung: David Allen Martin II


Zum Nachlesen Deutsch:

Komm schon Innerer Frieden, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!

Frieden kommt aus dem Althochdeutschen ‘fridu’, was so viel wie Freundschaft bedeutet. Es ist allgemein definiert als ein heilsamer, von Stille und Ruhe geprägter Zustand, oder aber als die Abwesenheit von Störungen, Konflikten weiter gefasst natürlich auch die Abwesenheit von Krieg. Es gibt den Landfrieden, Hausfrieden, Betriebsfrieden und den inneren Frieden. Für die Ersteren gibt es eine klare rechtliche Definition. Aber was ist der Innere Frieden? Mir gefällt der Gedanke der Freundschaft. Also mit sich selbst in Freundschaft zu leben. Den Streit mit einem Freund vermeidet man gern, große Konflikte sucht man schnell zu lösen und sich zu bekriegen ist fern von aller Freundschaft. Müssen wir also lernen friedfertig mit uns umzugehen um Ruhe zu finden? Immer wenn wir in Stress geraten, wird dieser ausgelöst durch Druck. Meist meinen wir keinen Einfluss darauf zu haben. Es ist dann der Zeit- oder Termindruck, der Leistungsdruck oder der soziale Druck, Vorgaben aus dem Außen die wir einzuhalten versuchen. Also wenig Konflikte mit den Menschen zu erzeugen, mit denen diese Vorgaben vereinbart scheinen. Nennen wir dies den äußeren Frieden. 
 
Um den äußeren Frieden zu wahren, scheuchen wir uns ziemlich. Wir sind beschämt, wenn wir uns zu dick fühlen oder sind sogar richtig sauer auf uns. Warst du schon einmal sauer auf einen Freund, weil er einen kleines Bäuchlein hat? Wir schimpfen innerlich mit uns in strengstem Militärton, wenn wir unsere Aufgaben auf den letzten Drücker erledigen, oder meinen was auch immer nicht gut genug gemacht zu haben. Wir nehmen diesen Druck so sehr war, als würden wir ein Damoklesschwert über uns schweben sehen. Aber würdet ihr über eurem Freund ein Messer aufhängen zur Warnung, weil er es fünf Minuten später als geplant zum Treffen geschafft hat und  eine andere Hose, als seine Lieblingshose trägt, weil er den Knopf nicht zu bekommen hat? Wenn wir das mal näher betrachten, sind wir wohl nicht unbedingt ein guter Freund zu uns selbst. Und manchmal mögen wir uns nicht einmal, weil wir unsere Normen nicht erfüllen. Und wer möchte schon mit so jemandem befreundet sein? Wir versuchen also den Menschen im Außen zu gefallen und ihnen ein guter Freund zu sein und dabei geben wir den Frieden mit uns selbst auf. 
 
Wir müssten also unsere Tugend der Friedfertigkeit ein wenig konsequenter praktizieren und uns selbst in unseren Freundeskreis mit aufnehmen. Wir können also Friedensbemühungen starten und mal ganz höflich bei uns anfragen, ob wir eventuell ein Friedensabkommen mit uns unterzeichnen können. Und wenn wir uns dann erst einmal kennen und vielleicht sogar mögen lernen, könnte daraus eine echte Freundschaft entstehen. Bei mir würde das dann vermutlich so klingen: “Hallo Jennifer! Ich wollte mich in aller Höflichkeit dafür bei dir entschuldigen, dass ich immer so unfreundlich zu dir gewesen bin. Ich weiß nicht genau warum ich dich manchmal als dumm oder dick bezeichnet habe. Ich habe gar kein Recht zu verlangen, dass du immer genau so bist wie ich oder andere das in diesem Moment gerade wollen. Denn eigentlich habe ich von mir gedacht, dass ich ein sehr höflicher und freundlicher Mensch sei und andere so akzeptiere wie sie sind. Wollen wir uns vielleicht mal treffen um uns ganz nett zu unterhalten? Vielleicht haben wir ja richtig Spaß dabei!” Und während wir dann so beisammen säßen, fiele uns gewiss auf, dass wir eine ganze Menge gemeinsam haben! Mögen wir doch die gleiche Musik, machen den selben Sport gern und haben im Grunde sogar die gleiche Weltsicht. 
Wir sollten vielleicht die Grenzen vom Innen und Außen ganz klar abstecken und unser Grundstück einfrieden. Ich halte es in jedem Fall für einen guten Versuch auf dem Weg zu innerem Frieden einmal eine weitere Freundschaft zu schließen.