Kühles Köpfchen

Jennifer Olivia Kindereit

002. Multitasking

Von der Mär vom Multitasking

19.01.2021 5 min Jennifer Olivia Kindereit

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Folge beschäftigen wir uns damit warum Multitasking uns nicht gut tut und warum wir damit aufhören sollten, es für eine tolle Fähigkeit zu halten.


Zum Nachlesen Englisch:

The Myth of Multitasking

The term multitasking is an Anglicism of the finest kind. It refers to the (attempt at) performance of multiple processes simultaneously, which can be summed up as 'multiple process execution' and 'multiple task performance'.  When I hear the terms 'multiple process execution' and 'multiple task performance', I immediately feel much less like adding them to my inventory of skills. I know many women who are incredibly proud to declare that they can multitask, and even many men boast that they possess this ability as well. As proud as we may be of this, it is bad for our physical and mental health. A computer, with the right operating system, can seemingly perform multiple tasks simultaneously. But appearances are deceiving. The various processes are always activated alternately at such short intervals that only the impression of simultaneity is created. Real concurrent execution of several tasks can only be achieved if the computer has several CPU cores. But who of us has several brains? So we use the lulls that occur when, for example, the coffee that we have just put on slowly and leisurely flows through the machine to quickly put away the dishwasher and at the same time make the long overdue phone call to our parents, and at the same time we are probably thinking about what has to be done right afterwards.

We don't give our brains and bodies a chance to rest and properly process what we've done. So we simply ignore the incredible beauty of the moment when the coffee drips almost contemplatively into the pot, a smell of freshly ground beans fills the room, and the quiet gurgle as well as the roar of the machine can certainly have a meditative effect. The call for mindfulness is great, but the pride in multi-process execution / multi-task performance is much greater. And again I have to smile inwardly when I think about these words. Surely one could accomplish one or two additional tasks during the day. You would need only the appropriate book, a suitable guide, a faster cell phone and - if you abstained from your beloved carbohydrates - you would still look great. So why don't we just optimize everything? No, just think about when you're on the road. Talking on the phone while driving? An absolute no-go! Much too dangerous, because in order to get multiple things done at the same time, we have to divide up the resources of our brain. With a computer, that's when we get totally impatient for the screen to stop displaying those three bobbing dots. Yes, that's right, everything suddenly takes much longer. It slows down, and so do we. Stopping in time at a red light with a phone to your ear? That is most often a challenging task at best.


Now many are probably wondering: "Then how do I accomplish all these tasks?" And that's where we end up again with - that's right - inner peace. We multitask to keep the outer peace, put ourselves in a hamster wheel, make ourselves run incessantly so that we don't run out of energy and are not willing to allow ourselves even a small break. We disturb our inner peace enormously. If my best friend did this to me, we would probably not be friends anymore. So we should set priorities and allocate a value to our tasks. In doing so, we should attach much greater importance to our friendship with ourselves than we have in the past, so that we will still be happy and healthy in life next week, next month and next year. Because once our inner friend has starved, become emaciated, collapsed and perished in the hamster wheel, we too shall die!

                                                                                                               Übersetzung: David Allen Martin II

Zum Nachlesen Deutsch:

Von der Mär vom Multitasking

Der Begriff Multitasking ist ein Anglizismus der feinsten Sorte. Es bedeutet nämlich ins Deutsche übersetzt Mehrprozessbetrieb oder Mehrfachaufgabenperformanz.  Wenn ich mir  diese Begriffe so anhöre ‘Mehrfachprozessbetrieb’ und ‘Mehrfachaufgabenperformanz’ habe ich gleich viel weniger Lust darauf es in meinen Leistungskatalog von Fähigkeiten mit aufzunehmen. Ich kenne viele Frauen, die unglaublich stolz erklären, sie seien multitaskingfähig. Und sogar viele Männer rühmen sich damit, sie besäßen diese Eigenschaft auch. So stolz wie wir darauf sind, so schlecht ist es für unsere körperliche und mentale Gesundheit. Ein Computer kann mit dem richtigen Betriebssystem mehrere Aufgaben scheinbar gleichzeitig ausführen. Aber der Schein trügt. Die verschiedenen Prozesse werden in so kurzen Abständen immer abwechselnd aktiviert, dass nur der Eindruck der Gleichzeitigkeit entsteht. Ein wirkliches nebenläufiges Erledigen mehrerer Aufgaben, kann er nur dann, wenn er mehrere CPU- Kerne besitzt. Aber wer von uns besitzt schon mehrere Gehirne? Wir nutzen also die Pausen, die entstehen, wenn zum Beispiel der Kaffee, den wir gerade aufgesetzt haben, langsam und gemütlich durch die Maschine fließt, um schnell mal die Spülmaschine einzuräumen und dabei das lang überfällige Telefonat mit den Eltern zu führen und dabei denken wir vermutlich gerade an das, was gleich im Anschluss erledigt werden muss. 

Wir geben unserem Gehirn und unserem Körper nicht Möglichkeit zu pausieren um Getanes richtig zu verarbeiten. Wir ignorieren also einfach die unglaubliche Schönheit des Momentes, in dem der Kaffee schon fast besinnlich in die Kanne träufelt, ein Geruch von frisch gemahlenen Bohnen den Raum erfüllt und das leise Gluckern und Brausen der Maschine durchaus eine meditative Wirkung entfalten kann. Der Ruf nach Achtsamkeit ist groß, doch der Stolz auf den Mehrprozessbetrieb oder die Mehrfachaufgabenperformanz ist um sehr viel größer. Und schon wieder muss ich beim bemerken dieser Worte innerlich schmunzeln. Mann bekäme doch sicherlich noch das eine oder andere am Tag zusätzlich geschafft. Man bräuchte nur das richtige Buch, den richtigen Ratgeber, ein schnelleres Handy und wenn man auf unsere heißgeliebten Kohlenhydrate verzichtet, macht man dabei noch eine enorm gute Figur. Also einfach alles optimieren? Nein, das weiß sogar die Straßenverkehrsordnung. Telefonieren am Steuer? Ein absolutes ‘No Go’! Viel zu gefährlich, denn damit wir die Dinge gleichzeitig erledigen können, müssen wir die Ressourcen unseres Gehirns aufteilen. Bei einem Computer ist das der Moment, bei dem wir total ungeduldig darauf warten, dass der Bildschirm aufhört diese drei wabernden Punkte anzuzeigen. Ja genau, es dauert plötzlich alles viel länger. Er wird langsamer und das werden wir auch. Mit Telefon am Ohr rechtzeitig an der roten Ampel zu halten? Das wird mitunter zu einer wirklich anspruchsvollen Aufgabe. 

Jetzt fragen sich wahrscheinlich viele: “Was tun, um alle Aufgaben zu schaffen?”. Und da landen wir wieder beim, genau, inneren Frieden. Wir betreiben Multitasking um den äußeren Frieden zu wahren,  setzen uns selbst in ein Hamsterrad, lassen uns unaufhörlich laufen, damit uns auch ja nicht der Strom ausgeht und sind nicht bereit uns auch nur eine kleine Pause zuzugestehen. Wir stören unseren inneren Frieden damit enorm. Wenn mein bester Freund dies mit mir täte, wären wir wohl schon lange keine Freunde mehr. Wir sollten also Prioritäten setzen und unseren Aufgaben mal einen Stellenwert zuordnen. Dabei sollten wir unserer Freundschaft mit uns selbst einen deutlich größeren Wert zuteilen als bisher, damit wir auch noch in der nächsten Woche, im nächsten Monat und im nächsten Jahr glücklich und gesund im Leben stehen. Denn ist unser innerer Freund im Hamsterrad erst einmal ausgehungert und abgemagert umgefallen und gestorben, sterben auch wir!